Justin Ehegötz im Interview (TLZ)

Rohdiamant im Wartburgradio & im Offenen Kanal Nordhausen jagt nach Promi-Interviews

Eisenach. Er interviewte schonPeter Maffay, “Silbermond”, die Band “Silly”, “Glasperlenspiel” oder Adel Tawil (“Ich und Ich”). Warum er sich besonders gern an ein Treffen mit KomödiantMichael Kessler aus der Sendung “Switch reloaded” erinnert und für seine Sendung sogar schon die Geburtstagsparty seines Vaters ausfiel, erklärt er im Interview der Woche.

 

Wie bekommt man als 15-Jähriger seine eigene Radiosendung?

 

Mein Vater hat Tontechnik studiert . Da habe ich vor zwei Jahren ein paar alte Sachen von ihm herausgekramt und hab mich einfach mal an den Computer gesetzt und mich an Mikro und Mischpult ausprobiert. Anfangs war die Stimme noch recht zäh und hoch. Das war noch vor dem Stimmbruch. Heute bin ich lockerer. Inzwischen habe ich mir eine passable Ausrüstung für mein Hobby zusammengespart. Manche Kabel habe ich selbst zusammengelötet. Meine beiden Mischpulte habe ich günstig bekommen.

 

Du hast dir also auch schon eine eigene Sendestation aufgebaut?

 

So ähnlich. Ich produziere das Meiste an den Nachmittagen nach der Schule von zu Hause aus. Informiere mich die ganze Woche in Zeitungen und auf “MTV” über aktuelle Musiktrends und spreche eigene Sequenzen ein. Später in der Live-Sendung, bei der ich in den Räumen des Wartburgradios in der Eisenacher Georgenstraße sitze, baue ich spontane und geplante Sachen zusammen. Das “Mitmach-Radio” Wartburgradio bietet jungen Menschen dazu wirklich eine tolle Plattform, die auch für die Hörer angenehm ist, weil es kein kommerzieller Sender ist und keine Werbung läuft.

 

Wann bist du zu hören?

 

Jeden Montag von 16 bis 17 Uhr auf der Frequenz 96.5. Die Sendung heißt “Musictime” und läuft zur Kaffeezeit. “Heavy Metal” oder “Hard Rock” sind um diese Zeit eigentlich tabu. Ich spiele die aktuellen Lieder aus den Charts und ab und zu ein ­80er und 90er. Es hören ja auch viele ältere Menschen zu.

 

In deiner Sendung läuft aber nicht nur Musik?

 

Nein. Manchmal mache ich auch richtige Reportagen, ziehe los und recherchiere aktuelle Themen auf der Straße. Zum Beispiel habe ich mal aus dem “Nationalpark Hainich” berichtet und über die Arbeit der Ranger.  

 

Am meisten Spaß macht dir aber die Jagd nach Promis oder?

 

Auf jeden Fall. Alle Promis, die ich bisher getroffen habe, haben zwar meist nicht mehr als eine halbe Stunde Zeit für meine Fragen. Dafür sind sie aber sehr nett und wirklich natürlich. Komiker und SchauspielerMichael Kessler zum Beispiel hat mich in der Zeit nach unserem Interview sogar in anderen Zeitschriften erwähnt. Das hat mich sehr gefreut, weil ich so gemerkt habe, das er mich nicht vergessen hat.

 

Die meisten Jugendlichen kennen ihre Idole nur aus Radio, Fernsehen oder Internet. Wie gelingt es dir, ganz dicht an die Promis heranzukommen und dich sogar mit ihnen zu unterhalten?

 

Ich verschicke regelmäßig Anfragen an die Pressestellen der Promis und hoffe darauf, dass sie bei einem Konzertbesuch in der Nähe ein bisschen Zeit für mich haben.

 

Und die sagen sofort zu?

 

Nein. Ich muss schon viel Geduld aufbringen. Meistens bekomme ich Absagen oder werde wochenlang hingehalten. Dann bleibe ich hartnäckig und lass mich auch am Telefon nicht so leicht abschütteln. Da bin ich schmerzfrei, sagt mein Vater immer.

 

Deine Eltern unterstützen deine Moderatorenkarriere?

 

Ja. Als ich vor ein paar Monaten ganz kurzfristig ein Interview mit Adel Tawil machen konnte, haben sie extra die Geburtstagsfeier von meinem Vater abgesagt, damit wir am gleichen Abend noch nachErfurt düsen konnten. Die ganze Familie hat zusammengehalten, und alle Gäste kamen dann erst einen Tag später zu ihrem Stück Torte.

 

Gibt es etwas, das du noch besser machen willst?

 

In Sachen Programminhalte und Bedienung der Schiebregler und Software läuft es schon ganz gut. Manchmal könnten meine Moderationen vielleicht noch etwas mehr Schwung vertragen. Manchmal rede ich auch zu schnell, glaube ich.

 

Was ist das Schwierige am Radiomachen?

 

Ein gutes Zeitgefühl. Wenn auf einem meiner vier Bildschirme die Sekunden bis zum Beginn des nächsten Gesangs herunterzählen, darf meine Ansage kein Wort zu lang dauern.

 

Hast du auch schon eigene Fans?

 

Ab und zu bekomme ich E-Mails von Eisenacher Zuhörern. Auch von Menschen, die schon gar nicht mehr hier wohnen, weiß ich, dass sie selbst in den USA oder in Australien einschalten. Das Internet machts möglich.  

 

Wie verträgt sich dein Hobby mit dem Lernstress in der Schule?

 

Die Zeugnisse sind seither nicht schlechter geworden. Im Deutschunterricht habe ich mich sogar verbessert. Sicher auch, weil ich beim Recherchieren für Sendungen schon viel darüber gelernt habe, wie man Geschichten für einen redaktionellen Beitrag aufbereitet.

 

Wie sehen deine Zukunftspläne und Wünsche aus?

 

Noch bessere Zuhörerquoten wären schön. Und vielleicht besucht mich irgendwann einmal ein Künstler direkt in meinem Studio. Bei einem größeren Sender wie dem MDR würde ich später gern arbeiten. Im vergangenen Jahr habe ich bei einem Praktikum bei “Adi” (Andreas Rückewold) in der Regionalredaktion von Antenne Thüringen schon “Profi-Luft” geschnuppert. Danach habe ich viele positive Reaktionen bekommen von Dirk Sipp & Co., dass ich für mein Alter schon recht weit sei und ich am Ball bleiben soll.

Jan Schumann / 18.08.14 / TLZ

http://eisenach.tlz.de/web/eisenach/startseite/detail/-/specific/Rohdiamant-im-Wartburgradio-jagt-nach-Promi-Interviews-2068847198


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